Donnerstag, 28. Januar 2016

Es ist tatsächlich HALBZEIT...

...und ohne es wirklich zu wollen, denke ich darüber nach, dass ich bald wieder zu Hause bin. Obwohl ich noch gute 5 Monate vor mir liegen habe, kann ich den Gedanken nicht unterdrücken, mir vorzustellen, wie das dann wohl sein wird. Ich will das eigentlich gar nicht, da mich dieser Gedanke traurig macht, aber jetzt weiß ich, wie schnell 5 Monate umgehen können. Für 3 Austauschschüler an meiner Schule heißt es in 2 Tagen Abschied nehmen, von dieser kostbaren Zeit hier in Canada. Sie setzen sich dann in den Flieger und der Traum ist vorbei -einfach so. Oder vielleicht fängt der Traum dann erst an, da man aus dem Alltag, aus der Realität gerissen wird und es nicht einordnen kann, wieder ganz zu Hause zu sein und es sich dann so anfühlt, als wäre Canada nur ein Traum gewesen. Ich kann nicht wissen wie das sein wird, deshalb darf ich darüber eigentlich auch nicht nachdenken und mir weder den Abschied noch die Ankunft in Deutschland versuchen vorzustellen. Ich muss das auf mich zukommen lassen und einfach mal abwarten. 5 Monate noch, nur noch besser gesagt, denn die Zeit fliegt immer noch, auch wenn ich schon oft versucht habe, sie anzuhalten.
 Ich bin froh, dass ich mich dazu entschieden habe 10 Monate hier zu bleiben, denn ich würde sagen, dass es bei mir schon etwa 2,5 bis 3 Monate gedauert hat, bis ich mich wirklich so zu 99,9% eingelebt habe, bis ich meinen Platz in der Familie und meinen Freundeskreis wirklich gefunden habe. Ich habe schon viel erlebt, das möchte ich nicht bestreiten, aber ich hätte wahrscheinlich noch mehr erleben können. Immer dann, wenn ich einfach mal für mich sein möchte, habe ich das Gefühl, dass das die falsche Entscheidung ist, aber teilweise liegt es auch an dem regnerischen Wetter und meiner etwas ungünstigen Wohnlage, da ich entweder 40 Minuten zur nächsten Bushaltestelle laufen müsste, oder eben immer meine Gasteltern, die auch noch genug anderes zu tun haben, fragen müsste. Größtenteils liegt es aber echt an mir, da ich nach der Schule immer platt bin, geplättet von neuen Eindrücken, Erkenntnissen und Erfahrungen könnte man sagen.
 Ich habe schon viel gelernt, über den "Canadian way of life", die Leute hier, die Sprache,  am allermeisten aber, über mich selbst. In 5 Monaten lasse ich all das hier liegen, was ich mir aufgebaut habe, was ich mir mit anderen aufgebaut habe und was andere für mich aufgebaut haben. Es gibt so viele Menschen, denen ich dankbar bin, für alles, was mir hier bisher passiert ist. Die nächsten 5 Monate möchte ich, mit genau den Menschen, genießen, ich möchte meine Zeit hier ausnutzen mit meinen Freunden und meiner Familie. Jetzt ist schon wieder Ende Januar, es ist absurd, aber der Fakt, dass der Frühling immer näher kommt ist eigentlich auch schön, da ich dann noch einmal andere Sachen erleben werde als Regentage in der Mall zu verbringen, da ich dann noch mehr raus in die Natur, die hier in Canada einfach wunderschön ist, gehen werde und darauf freue ich mich schon sehr.
Wenn man mich jetzt fragen würde, ob sich meine Erwartungen bestätigt haben, sage ich nein. "Nein" heißt aber in dem Fall nicht, dass das etwas negatives ist. Hier ist alles anders geworden, oder zu mindest nicht genau so wie ich es mir vorgestellt habe und das hat oft mit Zeit zu tun. Zeit ist wohl eines der Wörter, die meinen ganzen Aufenthalt hier in Canada bis jetzt am besten beschreiben und das wird sich wahrscheinlich auch nicht mehr ändern. Zeit ist wertvoll und sie ist vergänglich, in irgendeiner Form zu mindest. 5 Monate sind vergangen und weitere 5 Monate werden vergehen. Ich habe erneut gelernt, dass es Zeit braucht, bis Freundschaften entstehen; dass es Zeit braucht, bis man seine Gastfamilie "Zweitfamilie" nennt und sogar, bis man herausgefunden hat, welche Cookies in der Schul-Cafeteria am besten schmecken.
Danke, dass ihr immer da seid! 

1 Kommentar:

  1. so schön geschrieben... i miss u so much.. aber ich hoffe du hast die tollsten 5 Monate noch vor dir!

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